Liebeserklärung an den Löwenzahn

Vielen, die Wert auf einen englischen Rasen legen, ist er ein Dorn im Auge: Der Löwenzahn. Er verbreitet sich schnell und hat fiese lange Wurzeln, die man nur mit speziellen Löwenzahnstechern entfernen kann. Lästiges Unkraut eben, das man mit Stumpf und Stiel ausrotten muss. 

Dabei ist der Löwenzahn so viel mehr als das. Auf lateinisch heißt er Taraxacum officinale. Officinale bedeutet so viel wie „in der Apotheke gebräuchlich“ – ein Hinweis auf seinen Einsatz in der Heilkunde. Tatsächlich hilft Löwenzahn gegen Blähungen und Völlegefühl, regt den Gallefluss an und erleichtert die Fettverdauung. 

Aus jungen Löwenzahnblättern und der Wurzel kann man einen leicht bitteren, aber sehr wohlschmeckenden Salat zubereiten. Die gelben Blüten lassen sich zu einem leckeren honigartigen Sirup verarbeiten, der beispielsweise als Brotaufstrich verwendet werden kann. Und das ganze ist nicht nur lecker, sondern auch noch total gesund: Der Löwenzahn enthält mehr Vitamin C als Orangen und noch verschiedene andere wertvolle Inhaltsstoffe. 

Auch verschiedene Wildbienenarten schätzen den Löwenzahn als willkommene Nahrungsquelle, denn er liefert schon recht früh im Jahr Pollen und Nektar. 

 

Der Löwenzahn durchläuft eine regelrechte Metamorphose: Im Laufe ihres Reifeprozesses verwandelt sich die knallgelbe Blüte in die charakteristischen Pusteblumen mit den Samen an kleinen Fallschirmchen. 

Foto von Sebastian Kranz

Geradezu trotzig wächst der Löwenzahn im Rasen, aber auch in kleinsten Mauer- und Betonritzen. Und auch das macht ihn in meinen Augen überaus sympathisch. Wir sollten ihn als das sehen, was er wirklich ist: Ein interessanter und wunderschöner Überlebenskünstler. Und eben nicht nur lästiges Unkraut.