Entschleunige mal!

Wir optimieren nicht nur unsere Natur sprichwörtlich zu Tode, sondern auch uns selbst. Arbeitsabläufe müssen für maximale Effizienz durchgetaktet, auf den Prüfstand gestellt und am besten noch weiter optimiert werden. Es gibt zig Apps und Programme, die uns bei der Organisation unserer Arbeitsabläufe helfen. Doch damit nicht genug: Der Effektivierungswahn hört lange nicht bei der Arbeit auf. Natürlich kann auch das Privatleben optimiert werden. Unzählige kleine, digitale Helferchen schießen dafür aus dem Boden – gleich, ob es nun um die Effektivierung von Einkäufen, körperlicher Aktivität oder sogar Schlaf geht. 

Ich habe das Gefühl, dass die moderne Welt irgendwie rastlos geworden ist – oder besser gesagt, dass wir Menschen, die wir in dieser modernen Welt leben, irgendwie rast- und ruhelos geworden sind. Vielleicht auch durch die permanente Verfügbarkeit von Informationen auf Smartphones und die permanente Erreichbarkeit. Langeweile gibt es nicht mehr.

Aber ich glaube, diese Ruhelosigkeit hinterlässt früher oder später Spuren. Bei mir war es eine wirklich anstrengende und hartnäckige Schlaflosigkeit. Und spätestens beim Schlaf hört der Spaß echt auf. Denn der lässt sich weder kontrollieren, noch optimieren.

Da dieses sich immer schneller drehende Hamsterrad der ständigen Verfügbarkeit, Effektivierung und Optimierung natürlich rastlos macht, brauchen wir als Ausgleich irgendwelche Entspannungsapps, um irgendwie wieder runterzukommen. Die uns nur dummerweise auch irgendwie weiter stressen, weil sie von uns für maximale Effektivität eine regelmäßige Anwendung erwarten, die auch noch irgendwie im Alltag unterzubringen ist.

Ich bin überzeugt, dass es uns gut täte, aus dieser Effektivierungsspirale einmal ganz bewusst auszutreten. Vielleicht nimmt man sich einfach mal eine digitale Auszeit – und wenn es nur die Stunde vor dem Zubettgehen ist. Die Welt wird auch nicht untergehen, wenn der Rasen mal nicht gemäht oder die Wäsche nicht zusammengelegt wird. 

Ein besserer Umgang mit der Natur fängt wahrscheinlich bei einer Entschleunigung in unseren Köpfen und somit mit einem besseren Umgang mit uns selbst an. Es ist vielleicht eine gesündere Lebenseinstellung, etwas mehr Wildnis in unserem Leben zuzulassen. Wenn wir unsere Einstellung gegenüber uns selbst nachsichtiger gestalten, können wir dies vielleicht auch leichter auf die Natur übertragen und ihr mehr Raum zugestehen. Einen Versuch wär’s jedenfalls wert.

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